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Edition 01/2018

Article and compact news

Artikel

Turbo-Hybrid-Symbiose: Hier stimmt die Chemie

DOW steigert mit AERZEN Gebläsen und smarter Verbundsteuerung die Energieeffizienz der Kläranlage

DOW steigert mit AERZEN Gebläsen und smarter Verbundsteuerung die Energieeffizienz der Kläranlage.
DOW produziert im niedersächsischen Bomlitz chemische Grundstoffe auf Cellulosebasis. Die vom amerikanischen Chemiekonzern betriebene Gemeinschaftskläranlage ist entsprechend auf die Reinigung der in der Produktion entstehenden Chemieabwässer ausgerichtet. Eine Modernisierung der Biologie hat DOW jetzt dazu genutzt, bei der Gebläsetechnik einen intelligenten, vollautomatischen Verbund aus Strömungs- und Verdrängermaschinen von AERZEN einzusetzen.

AERsmart von AERZEN hat die Aufgabe, die von der Belebung geforderte Luftmenge energetisch optimal auf die installierten Gebläse in der Kläranlage in Bomlitz zu verteilen. Die Kläranlage liegt etwa 1,5 Kilometer vom DOW-Chemiewerk entfernt.

Cellulose ist ein wichtiger „Konstruktionswerkstoff“ der Natur und stabilisiert Pflanzen und Bäume. Sie ist der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden und wird aus Holz oder Baumwolle gewonnen. Die Grundeigenschaften der Cellulose macht sich DOW im Industriepark Walsrode (Heidekreis) zu Nutzen und stellt Derivate her, die je nach Zusammensetzung und Verarbeitung verschiedenste Eigenschaften entwickeln können. Einige gelieren bei hohen oder niedrigen Temperaturen, andere bilden Filme oder kleben, einige machen Flüssigkeiten unterschiedlich zähflüssig. Diese Derivate sind aufgrund ihrer wasserbindenden, verdickenden und klebenden Eigenschaften begehrt für eine Vielzahl an Produkten. In der Lebensmittel- und Pharmaindustrie ersetzen sie beispielsweise Gluten in Backwaren, tragen dazu bei, den Fettgehalt in Lebensmitteln zu senken und ermöglichen in Medikamenten die zeitverzögerte Abgabe von Wirkstoffen. Im Bausektor sorgt Methylcellulose für die richtigen Eigenschaften in Fliesenklebern, Wandputzen oder Mörtel.

Gemeinschaftskläranlage für Chemie und Kommune

Sebastian Göritz
Sebastian Göritz, Kläranlage Bomlitz: Das ist schon eine innovative Sache.

Die während der Produktion anfallenden Abwässer werden in der etwa 1,5 Kilometer vom Werk entfernten Kläranlage gereinigt. DOW betreibt die 350.000-EWG-Anlage als Gemeinschaftskläranlage – nimmt damit also auch die kommunalen Abwässer der Stadt Bomlitz samt umliegender Ortschaften auf.
Im Zuge kontinuierlicher Modernisierungen tauschte der Betrieb 2017 drei magnetgelagerte Turbogebläse aus, die mehr und mehr Servicekosten verursachten. Heute versorgt ein Verbund aus zwei AERZEN Turbogebläsen mit Luftlagerung sowie ein Delta Hybrid-Aggregat die Belebungsbecken der Biologie. Die beiden Turbogebläse vom Typ AT200 liefern mit einer Motornennleistung von jeweils 150 kW ein Ansaugvolumen von 5.340 m³/h bei einer maximalen Druckdifferenz von 1 bar. Beide Aggregate decken in der Gemeinschaftskläranlage die Grundlast ab und fahren nach Auskunft des stellvertretenden Betriebsmeisters Sebastian Göritz mit einem durchschnittlichen Differenzdruck von 0,8 bis 0,9 bar. Beide Turbos werden über einen integrierten Frequenzumrichter betrieben, sodass der geförderte Volumenstrom mit einem Regelbereich von 40 bis 100 Prozent dem Lastbetrieb entsprechend angepasst werden kann.
Bei sinkendem Sauerstoffbedarf werden die beiden Grundlastmaschinen schrittweise abgeschaltet, da der Wirkungsgrad von Turbos mit niedrigen Drehzahlen stark abnimmt. „In diesem Fall übernimmt der Delta Hybrid die Luftversorgung“, sagt Sebastian Göritz. Im Gegensatz zum Strömungsprinzip bei den Turbos sei der Drehkolbenverdichter durch sein Verdrängungsprinzip im Teillastbetrieb und durch seinen hohen Regelbereich von 25 bis 100 Prozent im niedrigen Volumenstrombedarf entsprechend effizienter. Der installierte Delta Hybrid des Typs D98S fördert einen maximalen Volumenstrom von 5.800 m³/h bei 200 kW Motornennleistung.

Das Beste aus zwei Welten im Hybrid

Die Verbundsteuerung AERsmart steuert den Verbund der drei Gebläse autark. Die abgesetzte Terminallösung verfügt über eine eigene Visualisierung mit Touch-Pad.

AERZEN verbindet beim Delta Hybrid die Arbeitsprinzipien von Drehkolbengebläsen und Schraubenverdichtern zu einer energieeffizienten Lösung. Die Maschine nutzt in niedrigen Druckbereichen das Roots-Prinzip der Volldruckverdichtung und in höheren Druckbereichen das Schraubenverdichter-Prinzip mit innerer Verdichtung. Im Vergleich zu herkömmlichen Kompressoren senkt dieser Zweiklang den Energieverbrauch um rund 15 Prozent.
Die Gemeinschaftskläranlage in Bomlitz geht allerdings noch einen großen Schritt weiter in puncto Energieeffizienz – und kombiniert Turbogebläse und Drehkolbenverdichter zu einem Gesamtsystem, das sich dank der AERZEN Verbundsteuerung AERsmart eigenständig optimiert. „Das ist schon eine innovative Sache“, meint Sebastian Göritz. AERsmart ist dafür konzipiert, die von der Leitwarte angeforderte Luftmenge optimal auf die angeschlossenen Aggregate zu verteilen. Diese Verteilung erfolgt anhand der vorhandenen Technologien und den damit verbundenen Kennlinien und Wirkungsgraden. „Die Steuerung entscheidet, welche Maschinen aus dem Pool mit welchen Leistungsdaten zur Erreichung der besten Gesamteffizienz betrieben werden“, meint der Abwassermeister bei DOW. AERsmart geht damit weit über eine Kaskadierung mit Drehzahlsteuerung hinaus und fährt den installierten Maschinenpark immer am energetischen Gesamtoptimum. Ausgestattet ist die AERsmart-Regelung als abgesetztes Terminal mit einer Visualisierung auf einem Touch-Display. Das Betriebspersonal sieht vor Ort sofort den herrschenden Betriebszustand und kann.

Ausblick

Delta Hybrid
Springt ein bei Schwachlasten: Der Delta Hybrid zeichnet sich durch eine hohe Energieeffizienz auch im Teillastbetrieb aus.

Mit Blick auf die neuen Möglichkeiten, die die Industrie 4.0 der Abwasserreinigung an Effizienzverbesserungen bietet, will DOW in Bomlitz in Zukunft die Teilströme kontinuierlicher überwachen. Gerade die Onlineanalytik biete sehr gutes Entwicklungspotenzial. „Bei den Kohlenstofflieferanten müssen wir dort die Messungen durchführen, wo der Kohlenstoff anfällt und nicht erst in der Kläranlage. Wir sind so in der Lage zu agieren, statt nur zu reagieren“, macht Sebastian Göritz deutlich. Die Anbindung der AERsmart-Steuerung an die Leitebene ist in diesem Zusammenhang genauso der richtige Weg wie die Steuerung von Frachtmengen auf Basis von Ist-Werten.

Compact news

Fördergelder für Energieeffizienz sichern

Energieeffizienz zahlt sich jetzt dank öffentlicher Förderprogramme doppelt aus. Um dieses Potenzial zu nutzen, bietet AERZEN seinen Kunden künftig gemeinsam mit dem staatlich geförderten Netzwerk e.qua eine umfassende Betreuung in den Bereichen Energieeffizienz, Energie(rück)gewinnung und Ressourcenmanagement. Denn mit den beschlossenen Klimaschutzzielen der Bundesregierung geht eine Reihe von Förderprogrammen einher, die von wasserwirtschaftlichen Betreibern in Anspruch genommen werden können. Zu unterscheiden sind Konzept- und Investivförderungen Energie im Kontext Klimaschutz. Die kundenorientierte Unterstützung durch AERZEN und e.qua reicht von der Messung des Volumenstrombedarfs über die Energieanalyse und -optimierung sowie die Vorklärung passender Fördermöglichkeiten für Energiekonzepte bis hin zur Unterstützung bei der Fördermittelbeantragung. Beispiel Abwasserbehandlung: Kläranlagen sind einer der größten Energieverbraucher in Kommunen. Mit neuesten Technologien lassen sich hier erhebliche Größenordnungen an Energie einsparen. AERZEN hat daher einen besonderen Fokus auf die Energieeffizienz seiner Aggregate gelegt. Sie entsprechen den gestiegenen Anforderungen in der Wasser- und Abwasserbranche. Außerdem können durchdachte Lösungen zur Abwärmenutzung zur Verfügung gestellt werden. AERZEN entspricht damit den politischen Zielvorgaben für Energieeffizienz und Energiegewinnung.

Delta Blower Baureihe erweitert

Delta Blower Baureihe erweitert

Mit den Drehkolbengebläsen der Generation 5 hat AERZEN Maßstäbe gesetzt. Jetzt wird die Baureihe um zwei neue Gebläsestufen erweitert: Die Typen GM 110 S und GM 130 S schließen Lücken im Volumenstromangebot. Dabei stehen die Ziffern „110“ und „130“ für 110 bzw. 130 m³/min Ansaugvolumenströme (6.660 bzw. 7.800 m³/h). Bislang gab es einen Sprung beim Volumenstrom von 90 m³/min (5.400 m³/h) auf bis zu 150 m³/min (9.000 m³/h) und damit einhergehend auch ein Sprung in der Nennweite von DN250 auf DN300. Mit den neuen Gebläsebaugrößen wird dieser Volumenstrombereich nun feiner abgestuft, was für Anlagenbauer und -betreiber entscheidende Vorteile bei den Investitionskosten und Abmessungen und dem Regelbereich mit sich bringt.
Ebenfalls neu im Gepäck: die weiterentwickelte Delta Blower Baureihe G5plus. Energieeffizienz ist das Thema der Zeit – gerade in der Kompressortechnologie, wo die Energiekosten über 90 Prozent der Lebenszykluskosten betragen können. Seit jeher setzt AERZEN immer wieder Standards für immer wirtschaftlichere und umweltfreundlichere Prozesse. Jetzt begeistert die weltweit erfolgreiche Gebläsebaureihe Delta Blower durch ein neues Design und Bestmarken in puncto Energieeffizienz. Die neue G5plus Serie zeichnet sich durch eine erhöhte Energieeffizienz um bis zu 5 Prozent und deutlich reduzierte Abmessungen aus. Erleben Sie die neuen Gebläsegrößen auf dem Messestand der Aerzener Maschinenfabrik auf der IFAT in München sowie der ACHEMA in Frankfurt.

Das ist AERZEN Performance³

Das ist AERZEN Performance³

Unter Performance³ versteht AERZEN nicht nur das Produktportfolio Drehkolbengebläse Delta Blower, Drehkolbenverdichter Delta Hybrid und Turbogebläse Aerzen Turbo, sondern vielmehr die individuelle Lösung und das mögliche Zusammenspiel der Technologien für eine energieeffiziente Sauerstoffversorgung in der Abwassertechnik.

Das Besondere an Performance³

Jede Technologie hat Stärken, gleichzeitig aber auch physikalische Grenzen. So zeichnen sich Turbogebläse durch eine unschlagbare Energieeffizienz im Auslegungspunkt aus. Gleichzeitig ist der Regelbereich von Turbomaschinen auf 40 bis 100 Prozent begrenzt und die Effizienz lässt im Teillastbetrieb nach. Dies wiederum ist die Stärke von Drehkolbenmaschinen, die sich mit einer Regelbarkeit von 25 bis 100 Prozent und einer nahezu gleichbleibenden Effizienz auch im Teillastbetrieb auszeichnen. Auf der Suche nach der effizientesten Lösung gilt es also, die Möglichkeiten der Maschinentechnologien auf die individuellen Anforderungen der jeweiligen Anlage zu konfigurieren. Wurden in der Vergangenheit vielfach nur Gebläse einer Baugröße installiert, so findet heute häufig ein Mix aus unterschiedlichen Baugrößen oder gar Technologien statt. Einsparungen von bis zu 30 Prozent sind möglich. Das AERZEN Performance³-Konzept bietet Ihnen damit eine maßgeschneiderte Lösung basierend auf den Technologien Blower, Hybrid und Turbo.
Wie geht AERZEN hierbei vor? In einem ersten Schritt wird der Lastgang einer Kläranlage ausgewertet und es werden wichtige Parameter für folgende Berechnungen ermittelt. Sollte dieser Lastgang nicht bekannt sein, so bietet es sich immer an, diesen zuvor messwerttechnisch aufzunehmen. Hierzu setzt AERZEN das Produkt AERaudit ein, mit dem der Volumenstrom und weitere wichtige Größen im laufenden Betrieb einer Anlage gemessen werden (siehe Seite 2). Eine Analyse des erhobenen Lastgangs liefert die Grundlage für den Performance³-Prozess. Der Lösungsraum besteht zu Beginn aus einer Vielzahl an Varianten. Unter Berücksichtigung Ihrer Anlagenanforderungen wird von AERZEN die Performance³-Lösung erarbeitet, die am besten zu Ihnen und Ihrer Anlage passt.

Neuer Leiter Opportunity Engineering im Supply Process Gas

Carsten Holldack hat zum 1. September 2017 die Leitung der Supply Process Gas-Gruppe „Opportunity Engineering“ übernommen. Der 1970 geborene diplomierte Maschinenbau-Ingenieur verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich Rotating Equipment. Seine bisherigen Funktionen lagen in der Entwicklung, im Produktmanagement und in der Vertriebsleitung. Die von Carsten Holldack geleitete Gruppe „Opportunity Engineering“ am Standort Aerzen besteht aus sechs erfahrenen Prozessgas-Spezialisten.

Klaus Peter Glöckner neu in der Geschäftsführung

Seit 1. Dezember 2017 besteht die Geschäftsführung der Aerzener Maschinenfabrik wieder aus drei Personen: Dipl.-Ing. Klaus Peter Glöckner hat das Geschäftsführungsteam vervollständigt und in den vergangenen Monaten das Unternehmen intensiv kennengelernt. Klaus Peter Glöckner ist zuständig für die Region EMEA. Er war zuvor als Chief Sales Officer und Geschäftsführer bei der Firma Kelvion beschäftigt.

Aerzen Colombia feiert 10. Geburtstag

Am 27. September 2017 feierte Aerzen Colombia S.A.S. mit Sitz nahe der Hauptstadt Bogotá das zehnjährige Jubiläum. Die Tochtergesellschaft – damals noch Aerzen Andina – startete als Niederlassung von Aerzen Iberica. Daraus entwickelten sich die Gesellschaften Aerzen Colombia mit heute 15 Mitarbeitern und Aerzen Andina Peru, in der vier Kollegen beschäftigt sind. Die Märkte in Bolivien, Ecuador und Venezuela werden von Handelsvertretern betreut. Ricardo Castillo, Geschäftsführer von Aerzen Colombia, freut sich über den runden Geburtstag: „Wir hoffen, noch viele weitere Jubiläen feiern und zum Wachstum von AERZEN beitragen zu können.“